BPA-Fahrt?! Was? Wer? Warum? Die Jusos wollen’s wissen.

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Ein Reisebericht von unserem Redakteur Marius Kipfmüller (KV Lörrach)

Vom 21. bis 24. August waren wir Jusos Lörrach auf BPA-Fahrt in Berlin bei unserem Bundestagsabgeordneten, Takis Mehmet Ali. Gleichzeitig war auch eine Gruppe aus Breisgau-Hochschwarzwald und Freiburg (der sog. Betreuungswahlkreis) auf BPA-Fahrt. Viele andere Jusos waren auch in den Sommerferien auf BPA-Fahrt, zum Beispiel die Jusos Ludwigsburg mit ihrem Besuch bei Heike Engelhardt. Was genau das ist, was wir erlebt haben und wieso du das unbedingt machen sollst, erkläre ich dir in diesem kleinen Bericht.

 Was genau ist eine BPA-Fahrt?

Das Bundespresseamt bietet jeder:jedem Abgeordneten die Möglichkeit, Bürger:innen aus ihrem Wahlkreis nach Berlin einzuladen. Jede Reisegruppe umfasst circa 50 Personen. Die Gruppen sind bunt gemischt, ab 18 Jahren bis Senior:innen, von Parteimitgliedern bis hin zu Nichtmitgliedern ist alles dabei.

Sofern der Anfahrtsweg über 600 Kilometer beträgt, ist die Reise viertägig, andernfalls nur dreitägig. Kleiner Funfact: Grenzach-Wyhlen ist der weit entfernteste Ort zu Berlin und mein Wohnort.

Bei der Reise erhalten die politisch interessierten Besucher:innen einen umfangreichen Einblick in das politische Berlin. Neben einem Besuch im Reichstagsgebäude, der Teilnahme an einer Plenardebatte (sofern Sitzungswoche ist) oder an einem Informationsvortrag über Arbeitsweise und Zusammensetzung des Deutschen Bundestages steht dabei auch ein Gespräch mit der/dem Abgeordneten auf dem Programm. Das weitere Programm ist individuell, die Abgeordneten können Wünsche an das BPA (Bundespresseamt) äußern.

Insgesamt werden vom Bundespresseamt im Rahmen des offiziellen Programms drei Übernachtungen bezahlt, Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie je ein Getränk pro Essen. Die Gäste müssen lediglich die Eintritte in Museen zahlen sowie einen kleinen Pauschalbetrag für Trinkgelder. Die Übernachtungen finden nicht in einer Jugendherberge statt, sondern in einem Hotel.

Die Anreise erfolgte per Bahn ab Basel, also über 7,5 Stunden Zugfahrt. Auch hierfür trägt das Bundespresseamt die Kosten. Da möglichst viele Menschen eine solche Fahrt miterleben sollen. Denn Demokratie lebt von Transparenz. Und dazu dienen auch diese Fahrten. Politik hautnah erleben – besser kann man das nicht als an diesen Tagen in Berlin!

Was haben wir erlebt?

Sonntagmorgen um 7:50 Uhr trafen wir uns am Basel Badischen Bahnhof. Nach circa 8 Stunden kamen wir am Berliner Hauptbahnhof an. Wir wurden von unserem Reiseleiter und einem Bus abgeholt, diese haben uns über den gesamten Zeitraum begleitet. Zum Glück gab es direkt ein warmes Essen. Dabei erfüllt das Essen einen Zweck: es füllt den Magen. Das Gratis 0,2-Liter Getränk reicht leider nicht immer aus. Im Anschluss sind wir ins Hotel gefahren. Das Hotel war echt schön und 2 Minuten entfernt von ein paar restlichen Stücken der Berliner Mauer. In einem Zimmer wurde mit 2 Personen übernachtet. Abends haben wir Jusos uns an der Spree getroffen und sind immer wieder zu einem „Späti“, einem Laden, der nachts geöffnet hat, gegangen und haben uns etwas zu trinken geholt. Dabei fiel es leicht mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Am nächsten Morgen sind wir gleich um 8 Uhr los gefahren zum Brandenburger Tor. Ein klassischer Sightseeing-Stopp in Berlin. Interessanterweise sind direkt neben dem Brandenburger Tor die amerikanische und französische Botschaft und knapp 2 Minuten Fußweg die britische. Das Brandenburger Tor ist circa 5 Minuten zu Fuß entfernt von der Gedenkstätte für die verstorbenen Juden während des Zweiten Weltkrieges und 5 Minuten entfernt vom Bundestag. Könnt ihr euch vorstellen, dass Autos durch das Brandenburger Tor gefahren sind? Immer wieder mal war es erlaubt durch das Brandenburger Tor zu fahren, dies wurde 2019 zuletzt verboten.

Der nächste Tagesordnungspunkt hieß: Bundestag. Nach dem wir durch eine Sicherheitskontrolle mussten – die könnt ihr euch vorstellen wie am Flughafen – konnten wir endlich in den Bundestag. Ein wahnsinniges Gebäude. Da keine Sitzungswoche war, konnten wir uns auf die Tribünen des Zuschauerbereichs setzen und ein Mitarbeiter des Bundestages hat unsere Fragen beantwortet. Übrigens, die Stühle im Bundestag kommen aus Weil am Rhein (Kreis Lörrach). Anschließend hatten wir ein einstündiges Gespräch mit unserem MdB, Takis Mehmet Ali. Dieses Gespräch hatten wir zusammen mit der anderen Gruppe. Takis antwortete wie immer auf die Fragen fachgerecht, kompetent und äußerst engagiert. Im Anschluss sind wir auf die Kuppel des Bundestages gegangen und haben ein paar Fotos mit Takis machen können. Zu dem Bild kann ich nur sagen, wir hatten kaum Zeit und es sind leider nicht alle Jusos zu sehen. Im Bundestag dürft ihr keinerlei Parteisymbole haben, leider gilt das auch für Juso-Flaggen.

Nach dem Mittagessen gingen wir ins Futurium – das Haus der Zukünfte. Das Futurium ist eine Projektinitiative wissenschaftlicher Einrichtungen und Netzwerke mehrerer Wirtschaftsunternehmen und Stiftungen, das als „Ort für Präsentation und Dialog zu Wissenschaft, Forschung und Entwicklung“ dient. Wir haben dort die Ausstellung „Zukünfte entdecken“ besucht. Roboter-Menschen, begrünte Hochhäuser, gemeinschaftliche Ökonomien: es gibt unendliche Möglichkeiten, über Zukunft nachzudenken. Drei Kräfte spielen in der Ausstellung immer zusammen: Natur, Mensch und Technik. Es war spannend anzusehen, welche technischen Möglichkeiten es in Zukunft geben kann, zum Beispiel mit einem Chip festzustellen, welche Krankheiten man haben könnte oder wann die Hochzeit stattfindet etc. Betont wurden auch der Umweltschutz und Ideen und Lösungsvorschläge, die Hand-in-Hand mit der verbesserten Technik gehen.

Dann gingen wir los zur Gedenkstätte der Berliner Mauer. Dort war es sehr gut gemacht, im Boden wurden Linien der Mauer, des Stacheldrahts, etc. fortgeführt. Mithilfe von Infotafeln und Bildern wurde die Dimension nochmals deutlich.

Zum Abschluss des ersten offiziellen Tages gab es noch etwas zu essen, danach wurden wir zurück ins Hotel gefahren. Am Abend sind wir Jusos dann nochmal los in eine Kneipe und sprachen über viele verschiedene Themen. Gegen Mitternacht machte die Kneipe dann zu, einige von uns haben sich dann einen Döner geholt und sind zu einer anderen gegangen. Der Abend endete nach 4 Uhr, denn wir mussten wieder am nächsten Tag um 8:30 Uhr losfahren.

Unser dritter Tag begann mit einer Stadtrundfahrt mit dem Schwerpunkt auf dem Regierungsviertel. Dabei sahen wir diverse Ministerien, den Bundestag, das Kanzleramt, das Paul-Löbe-Haus (Sitz von den Ausschüssen und einigen Abgeordneten), die KiTa der Abgeordneten, das Berliner Abgeordnetenhaus, das Berliner Rathaus, den Bundesrat, viele weitere Botschaften, die Landesvertretung von Baden-Württemberg und noch mehr.

Unsere Fahrt endete bei dem Ministerium für Arbeit und Soziales. Dort erhielten wir ein Informationsgespräch über das Ministerium, die jährlichen Ausgaben, die Gebäude, die Struktur mit unserem Minister (Huberts Heil), etc. Das war ein Tagesordnungspunkt der besser klingt, als er war. Denn wir waren in einem eigenen Gebäude dem „Besucherzentrum“ und haben dort nur die entsprechenden Bilder gezeigt bekommen. Allerdings ist das auch verständlich, denn es können nicht täglich 50 Personen durch das Ministerium geführt werden.

 Danach gab es wieder etwas zu essen, mit Abstand das beste Restaurant, in dem wir waren, dem „Maredo“. Es ging direkt im Deutschen Dom weiter. Der Deutsche Dom wurde nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut, allerdings ist er kein Dom/Kirche, sondern ein Museum. Dort besuchten wir die Ausstellung „Wege, Irrwege, Umwege – Die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland“. Von der Weimarer Republik bis heute sind politische Ereignisse, wie die Wahlen, die Zusammensetzungen der Parlamente und einige Wahlplakate zu sehen. Ebenso gibt es dort eine kleine Nachbildung des Bundestages Redner:innenpult, Sitze für Bundeskanzler:in, 48 Abgeordnete, Bundestagspräsident:in, einer:einem Minster:in und Vorsitzende des Bundesrates.

 Persönlich gefiel mir am besten das Willy-Brandt-Haus, auch wenn wir dahin außerplanmäßig gegangen sind. Aber wir hatten einen sehr netten Reiseleiter, Fahrer und natürlich Mitarbeiter von Takis, die uns dahin begleitet und gefahren haben. Schlussendlich hatten wir 12 Minuten Zeit im Willy-Brandt-Haus, denn es gibt einen intensiven Zeitplan, der eingehalten werden soll. Dennoch war dies ein aufregender Moment für mich, da ich noch nie in diesem Gebäude war.

Als letzten offiziellen Punkt hatten wir den Besuch des Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“. Seit 1987 besteht dieses Projekt in Berlin zur Dokumentation und Aufarbeitung des Terrors durch den Nationalsozialismus zwischen 1933 bis 1945. Interessanterweise gibt es einen Ausstellungsteil im Freien an Teilen der Berliner Mauer und im inneren Bereich. Ich glaube über die schrecklichen Ereignisse in dieser Zeit muss ich nichts weitersagen. Es ist immer wichtig, dass wir uns mit unserer Geschichte befassen und besonders diese Zeit niemals vergessen.

Am letzten Abend waren wir Jusos gemeinsam in einem Biergarten und konnten uns so von der gemeinsamen Fahrt gut verabschieden. Als Jusos in Berlin hatten wir natürlich eine kleine WhatsAppGruppe zum Kommunizieren und Memes zur BPA-Fahrt auszutauschen.

Wieso solltest du unbedingt eine BPA-Fahrt mitmachen?

Das hat mehrere Gründe:

  1. Berlin:

Dieser Punkt spricht klar für sich, denn diejenigen von euch, die auf dem Land leben, oder in sog. „Kreisstädten“ mit unter 200.000 Einwohner:innen müssen eine solche Großstadt kennenlernen.

Wer noch nicht in Berlin war hat etwas verpasst, denn es ist definitiv nicht mit unserem Baden-Württemberg zu vergleichen. Nachtbusse, 24/7 Geschäfte/Dönerläden, Hochhäuser, die Geschichte der Stadt, die Sehenswürdigkeiten und vieles mehr…

  • Programm:

Es gab nicht vieles zu meckern an der gesamten Fahrt. Natürlich haben wir und die Abgeordneten kaum einen Einfluss auf das Programm, dennoch ist dies sehr vielseitig und für jede:n ist etwas dabei.

Während der BPA-Fahrt werdet ihr so vieles neu kennenlernen und sehen, das kann ich euch nicht mal hier aufzählen. Nicht zu vergessen, die Fahrt ist kostenfrei (bis auf eure Abendgestaltung).

  • Klassenfahrtsfeeling:

Wie bei jeder Juso Veranstaltung, die eine Übernachtung in einer Jugendherberge beinhaltet (LDK, Zukunftskongress, etc.) kommt ein Klassenfahrtsfeeling auf. Denn du lernst viele Menschen kennen, du bist mit ALLEN gemeinsam beim Programm dabei, du versuchst im Bus und der Bahn bei den Jusos zu sitzen, über die Reisezeit hinweg spielt ihr Kartenspiele, redet über meist Politik und noch vieles mehr.

Falls du jetzt Lust hast, auf eine BPA-Fahrt zu gehen, dann melde dich bei deinem Abgeordneten und frage nach, ob du dabei sein kannst.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei Takis für die Einladung und bei Aaron (studierender Mitarbeiter) für die Betreuung bedanken. Es war eine unvergessliche Reise.

Kategorien: KONTRA