Bus und Bahn günstig für alle – auch für Studierende über 27 Jahren!

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Ein Gastbeitrag von Sarah Suchaneck (KV Stuttgart).
Aktuelle Lage
Im März 2023 kommt das neue BW-Jugendticket für 365€ im Jahr. Damit können Schüler*innen, Auszubildende und Studierende bis 26 Jahre kostengünstig den Regional- und Nahverkehr in ganz Baden-Württemberg nutzen.
Studierende ab 27 Jahren haben allerdings kein Anspruch auf das neue BW-Jugendticket. Zudem laufen
aller Voraussicht nach auch aktuell bestehende vergünstigte ÖPNV-Tickets für Studierende aus, so wie
zum Beispiel in Stuttgart das Studi-Ticket für 35€ im Monat. Somit sind Studierende ab 27 Jahren gezwungen auf teurere Alternativen zurückzugreifen, wie zum Beispiel das 49€-Ticket. Dies stellt eine
nicht hinnehmbare Altersdiskriminierung dar, welche einer sozialgerechten und dringend benötigten
Mobilitätswende im Weg steht!
Betroffen von diesen Verteuerungen sind über 100.000 Studierende in Baden-Württemberg, das entspricht 28% aller Studierenden im Land. Von dem BW-Jugendticket werden zum Beispiel Studierende
ausgeschlossen, die vor ihrem Studium eine Ausbildung abgeschlossen haben, sich im Master befinden
oder aufgrund von finanziellen Notlagen Nebenjobs annehmen mussten und somit länger studieren
sowie Studierende, die aufgrund von persönlichen Schicksalen ihre Studienzeit verlängern mussten.
Somit wird einer Personengruppe, die die finanzielle Entlastung mit am dringendsten benötigt, von
den Vergünstigungen ausgeschlossen.
Studierende ab 27 Jahren sind zudem von weiteren finanziellen Mehrbelastungen betroffen, wie zum
Beispiel durch den Wegfall des Kindergeldes. Die finanzielle Mehrbelastung erschwert das Studium,
insbesondere für diejenigen, die einen niedrigeren sozioökonomischen Status haben und aus finanziell
schwachen Familien kommen. Im worst case kann die finanzielle Mehrbelastung dazu führen, dass
Studierende ihr Studium abbrechen müssen oder den Master nicht weitermachen können. Das steht
entgegen der Bildungsgerechtigkeit und nimmt jungen Menschen ihre Möglichkeit auf Bildung und
sozialen Aufstieg!


Unsere Forderung
Die Altersgrenze von 27 Jahren stellt einen untragbaren Zustand dar, insbesondere mit Blick auf Bildungs- und Klimagerechtigkeit. Deswegen fordern wir die Landesregierung dazu auf die Altersgrenze fallen zu lassen und allen Studierenden kostengünstigen ÖPNV zu ermöglichen.
Da entsprechende Versuche von Studierendenvertreter*innen bis zuletzt erfolglos blieben, kämpfen wir auf kommunaler Ebene für Übergangslösungen. Kommunen sollen Studierenden ab 27 Jahren solange kostengünstigen ÖPNV ermöglichen bis es eine landesweite Lösung gibt.
In Stuttgart haben wir bereits ein Bündnis gebildet, bestehend aus der verfassten Studierendenschaft
der Hochschule der Medien, dem allgemeinen Studierendenausschuss Hochschule für Musik und Darstellende Künste Stuttgart, der Mobilitätsinitiative 365stuttgart, dem Studierendenverband Die
Linke.SDS Stuttgart, Genug ist Genug Studierende Stuttgart, der Grünen Jugend Stuttgart und den
Jusos Stuttgart. Wir fordern die Stadt Stuttgart dazu auf, eine Möglichkeit ab September für Studierenden ab 27 Jahren zu schaffen für maximal 1€ am Tag Bus und Bahn nutzen zu können. Für Meisterschüler*innen und Auszubildende ab 27 Jahren gibt es bereits solche kommunalen Vergünstigungen in Stuttgart. Deswegen fordern wir die Stadt dazu auf dies auf Studierende ab 27 Jahren auszuweiten, solange bis es eine landesweite Lösung gibt.

Das reicht uns aber noch nicht – wir wollen mehr!
Langfristig fordern wir einen Nulltarif für Kinder und Jugendliche, junge Menschen in Ausbildung –
Schüler*innen, Auszubildende und Studierende, Freiwilligendienstleistende sowie Menschen mit geringem oder keinem Einkommen. Wir fordern höhere Investitionen für den ÖPNV und einen massiven
Ausbau der Infrastruktur in Stadt und Land. Zudem fordern wir eine solidarische Finanzierung.
Nur so können wir die langersehnte und sozialgerechte Mobilitätswende erreichen und einen wichtigen Beitrag zur Bildungs- und Klimagerechtigkeit leisten