Hasskommentare im Internet – Beispiele und Umgang

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Auf sozialen Netzwerken in politischen Debatten entstehen schnell sogenannte „Hasskommentare“. Diese sind schnell unter der Gürtelline. Die meisten Angriffe gegenüber der SPD und den Jusos entstammen dabei dem Rechtenlager. In diesem Beitrag erzählen euch Lina und Marius von ihren Erfahrungen mit Hasskommentaren.

Was sind Hasskommentare?

Ein Hasskommentar ist eine durch Hass motivierte Aussage, die im Internet mit öffentlicher Kommentarfunktion gegen Gruppen oder Einzelpersonen getätigt wird. Die Aussage kann sich auch gegen allgemein anerkannte abstrakte gesellschaftliche Werte und Normen richten oder bestimmte Weltanschauungen angreifen.

Meistens sind Politiker*innen von solchen Hasskommentaren betroffen, oder Parteien. Allerdings werden immer mehr auch Kommunalpolitiker*innen, oder Privatpersonen mit Hasskommentaren konfrontiert.

Beispiel Lina Seitzl, MDB

Ich habe zum Glück bisher nur wenige Erfahrungen mit Hasskommentaren machen müssen. Ich weiß aber, dass der Umgang mit persönlichen Angriffen, Hass und Hetze gerade für meine Fraktionskolleginnen und -kollegen im Osten von Deutschland zum Alltag dazu gehören. Ich merke schon, dass ich vermehrt hasserfüllte Mails erhalte, wenn ich zu einem umstrittenen Thema im Bundestag gesprochen habe. Diese kommen dann aber meistens nicht aus meinem Wahlkreis, deshalb lasse ich mich auf diese Mails in der Regel erst gar nicht ein. Anders war es für mich, als vor einigen Monaten regelmäßig ausgedruckte Hassnachrichten an meinem Wahlkreisbüro aufgehängt wurden. Die ausgedruckten Bilder mit Hassbotschaften waren zwar keine Drohungen oder persönliche Beleidigungen, sondern bezogen sich viel mehr auf unsere Ministerinnen und Minister, aber trotzdem haben sie mich im ersten Moment natürlich beschäftigt. Gemeinsam mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe ich offen über die Hassnachrichten gesprochen und wir haben gemeinsam vermehrt die Augen offengehalten. Wichtig finde ich aber, dass wir uns von Hassnachrichten niemals einschüchtern lassen. Außerdem müssen Drohungen und Beleidigungen konsequent zur Anzeige gebracht werden. Gerade im Austausch mit der Polizei habe ich die Erfahrung gemacht, dass Hassnachrichten gegen Politikerinnen und Politiker sehr ernst genommen werden. Wichtig ist, dass wir Demokratinnen und Demokraten hasserfüllte Aussagen nicht einfach stehen lassen, gemeinsam dagegenhalten und uns mit den Betroffenen von Hasskommentaren solidarisieren – sowohl im realen Leben als auch im Internet.

Beispiel Marius Kipfmüller, SPD-Ortsvorsitzender

Gerade einmal etwas mehr als seit 2 Wochen wurden zwei Regenbogenflaggen in Grenzach-Wyhlen gehisst. Die Jusos und der SPD Ortsverein Grenzach-Wyhlen hatten dies finanziert und entsprechend des Antrags im Gemeinderat gestellt.

Aufgrund der Hissung haben wir ein Reel bei Instagram veröffentlicht, dieses wurde bereits über 6500-mal angesehen. Einerseits gibt es sehr viel Unterstützung und Lob, dass die Flaggen nun gehisst wurden, andererseits wurden mehr als 75 Hasskommentare unter das Video gesetzt. Einige sind „weniger harmlos“ als andere. Die heftigsten waren „Das entwickelt sich ja bald zur gleichen ideologischen Beeinflussung, wie damals noch in jeder Straße unzählige HK-Fahnen hingen. Dachte in Deutschland wären wir mittlerweile weiter…“, so ein Nutzer. Andere Kommentare forderten zur Gewalt und Vandalismus auf, andere gingen weit unter die Gürtelline von queeren Menschen, aus diesem Grund werden diese hier nicht weiter genannt. Viele Kommentare waren zudem von offensichtlichen AfD-Anhängern (bewusst nicht gegendert), welche AfD-Parolen in die Kommentare setzten oder auf deren Profilen AfD-Beiträge verbreitet haben.

Wie hat sich die SPD Grenzach-Wyhlen verhalten?

Immer wieder erfährt der Ortsverein Grenzach-Wyhlen Angriffe von Rechts. Einerseits die mutwillige Zerstörung von Wahlplakaten, andererseits wurde einmal ein Teddy-Bär mit „SPD“ beschriftet und aufgeschlitzt im Ort hingelegt. Da die Kommentare herablassend über Menschen waren, hat der Ortsverein eine Pressemitteilung versendet. Die Hasskommentare wurden binnen 2 Tagen gepostet, alle 15-Minuten gab es eine Benachrichtigung eines neuen Kommentars. Deshalb wurde die Kommentarfunktion deaktiviert.

Was kann Euch Marius mitgeben?

Aus meinen Erfahrungen sind gerade im Kommunalen fast immer die gleichen, die Hasskommentare verfassen. Bei dem Reel waren es allerdings viele außerhalb der Gemeinde. Deshalb blockieren wir die Verfasser*innen und löschen die Hasskommentare, die Deaktivierung der Kommentarfunktion war nur in diesem Fall für uns die einzige Lösung, aufgrund der stätigen wachsenden Kommentare. Je nachdem antworten wir auch auf Hasskommentare, dabei ist es wichtig, dass ihr ein über ein Netzwerk verfügt, welche eure Antworten supporten, damit klar wird, dass ihr die Mehrheit habt.

Aber generell lasst euch von Hasskommentaren nicht unterkriegen und demotivieren. Solche Kommentare zeigen gerade, wie wichtig das Thema ist.

An dieser Stelle möchten sich Lina und Marius zu Takis Mehmet Ali, SPD-Bundestagsabgeordneter, solidarisieren, welcher Morddrohungen erhalten hat.