Juso-Kommunalo: Tobias Strobel

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Tobias Strobel (28) ist Stadtrat in Engen. Dabei ist er Mitglied im Gemeinsamen Ausschuss und Konzessionsausschuss.

KONTRA: Wie bist du in die Politik gekommen?

Tobias Strobel: Tatsächlich durch meinen Bruder, Tim Strobel. Ich selbst bin ein recht politischer Mensch, von ganz allein wäre ich allerdings wahrscheinlich nicht in die aktive Politik gekommen. Aufgrund des ausgeprägten Engagements und auch Erfolgs meines Bruders wurde auch mein Interesse verstärkt. Tim ist politisch sehr aktiv, er war unter anderem auch stellvertretender Landesvorsitzender der Jusos Baden-Württemberg, das hat mich motiviert.

KONTRA: Wie bist du in den Stadtrat gekommen?

Tobias Strobel: Dass ich in den Stadtrat in Engen einziehe, war im ersten Moment eine große Überraschung. Bei der Vorbereitung der Wahl habe ich im Rahmen des Wahlkampfs des damaligen SPD-Ortsvereins Engen mitgeholfen und habe mich dann auch als Kandidat für den Gemeinderat aufstellen lassen, war allerdings recht weit hinten auf der Liste. Daher habe ich nicht damit gerechnet, tatsächlich gewählt zu werden, dafür habe ich mich aber am Ende umso mehr gefreut, dass es geklappt hat, auch wenn die Tätigkeit als Stadtrat in meinem Fall sehr viel Mobilität erfordert, da ich beruflich viel Zeit in Heidelberg verbringe.

KONTRA: Was sind deine Lieblingsthemen in der Kommunalpolitik?

Tobias Strobel: Mich persönlich begeistern Themen besonders, die die Lebensqualität der Menschen vor Ort erhöhen, zum Beispiel im Bereich des Verkehrs, aber auch die Entwicklung der Stadt durch neue Bauten und bezahlbarem Wohnraum. Meine kommunalpolitischen Interessen haben sich allerdings auch weiterentwickelt, seitdem ich im Stadtrat bin. Ich habe gelernt, was realistisch für eine kleine Stadt wie Engen ist und welche Projekte auch abhängig sind von einer höheren politischen Ebene.

KONTA: Wie war dein Wahlkampf? – Was war gut, was war schlecht?

Tobias Strobel: Einerseits haben wir passive Werbung gemacht, also Flyer und Plakate, wir haben die Menschen aber auch direkt angesprochen, beispielsweise auf Supermarktparkplätzen und von Tür-zu-Tür. Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, besonders dahingehend, dass die Menschen es befürworten, wenn junge Menschen kandidieren und ihre Perspektive einbringen. Eine Sache, die vielleicht nicht immer gut gelaufen ist war der Kontakt zu Kandidierenden aus anderen Fraktionen während des Wahlkampfs. In der vorhergehenden Wahlperiode hatte der damalige SPD-Ortsverein Engen keine Liste aufgestellt, daher war es für andere Fraktionen mitunter unklar, wie mit uns umzugehen ist, was manchmal zu schwierigen Situationen geführt hat.

KONTRA: Was konntest du im Stadtrat bewirken?

Tobias Strobel: Als einzelne Person ist es schwer etwas zu identifizieren, das nur mir zugerechnet werden könnte. Generell stimmen wir uns in der Fraktion ab, es gibt allerdings keinen Fraktionszwang bei Abstimmungen. Als SPD-Fraktion konnten wir entscheidend dazu beitragen, eine Verkehrsberuhigung in einer viel befahrenen Straße durchzusetzen, dort ist nun maximal Tempo 30 erlaubt, was von den Anwohnern sehr positiv angenommen wurde. Außerdem haben wir haben für weitere W-LAN Hotspots und Stolpersteine im Engener Stadtgebiet gesorgt und uns dafür eingesetzt, eine Quote für sozialgeförderten Wohnraum in Engen einzuführen. Generell konnten wir als junge Stadträte die Perspektive unserer Generation bei Großprojekten einbringen.

KONTRA: Warum ist es wichtig, sich im Gemeinderat zu engagieren?

Tobias Strobel: Der Gemeinderat ist die Basis unserer Demokratie. Wenn hier der „Nachwuchs“ fehlt und sich keine Jungen Menschen wie wir Jusos mehr engagieren würden, würde letztendlich das ganze System irgendwann nicht mehr funktionieren. Menschen unserer Generation haben oft eine starke politische Meinung, aber leider viel zu selten den Drang sich an entscheidenden Stellen einzubringen. Dabei sind die Möglichkeiten im Gemeinderat vielfältig, es wird schließlich teilweise über Beträge von mehreren Millionen Euro entschieden. Für eine Kleinstadt wie Engen ist dabei der Zeitaufwand nicht dramatisch, außerdem lernt man viel über unser politisches System und wie Entscheidungen letztendlich zustande kommen. Hierbei ist es wichtig, dass Kompromisse eingegangen werden können und man – trotz der eigenen, starken Überzeugungen – ein Gefühl für Menschen aus anderen politischen Richtungen entwickelt. Durch diese Erfahrungen kann ich zum Beispiel viel besser verstehen, wie es Kompromisse auf Bundes- oder Landesebene zustande kommen.

KONTRA: Was für Tipps kannst du anderen Juso-Kandidierenden mitgeben?

Tobias Strobel: Also das wichtigste und zugleich für viele sicherlich auch die größte Hürde zugleich ist, dass sich Jusos bzw. junge Menschen im Allgemeinen überhaupt aufstellen lassen. Im Wahlkampf sollte man dann auf die Menschen zugehen, authentisch bleiben und für sich selbst geworben werben. Natürlich ist es hilfreich, wenn der eigene Name in der Stadt schon bekannt ist, beispielsweise wenn man lange in einem Verein Mitglied war.

KONTRA:  Welche Highlights konntest du im Stadtrat bisher erleben?

Tobias Strobel: Es ist natürlich immer ein Highlight, wenn etwas so umgesetzt wird, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Verkehrsberuhigung ließ sich beispielsweise deutlich unkomplizierter durchsetzen, als erwartet und trotz des Unmuts einiger Autofahrer waren die positiven Rückmeldungen der Anwohner ein tolles Erlebnis. Ein weiteres großes Highlight waren natürlich die Stolpersteine, die im Rahmen einer Gedenkveranstaltung verlegt wurden, das war ein besonderer Moment.

KONTRA: Was für Tipps kannst du anderen Juso-Gemeinde-/Stadträten mitgeben?

Tobias Strobel: Ich finde es als Stadtrat wichtig, sich mit anderen Räten zu vernetzen, auch über Fraktionsgrenzen hinweg. Die anderen Fraktionen sollten nicht als Feinde gesehen werden, denn letztendlich suchen alle Mitglieder des Gemeinderats die besten Lösungen für die Stadt, auch wenn der politische Weg dahin mitunter natürlich sehr unterschiedlich sein kann. Mit Ausnahme extremistischer Parteien wie der AfD, sollte eine Zusammenarbeit – je nach Thema – nicht von vornherein ausgeschlossen werden.