#ReclaimTikTok – Erfahrungen und Tipps für die Juso Arbeit mit Kurzvideos

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Olaf Scholz ist auf TikTok! Über diesen Satz hätten sich vor 3 Jahren wohl nicht nur ziemlich viele Jusos gewundert. Olaf Scholz Vorstoß auf die für Politiker*innen noch recht junge Plattform findet jedoch nicht ohne Grund statt. So bitter es ist: Die AfD dominiert TikTok nicht nur mit ihren Beiträgen, sondern hat auf ihr weitgehend ein Monopol auf die Setzung von Themen. Eine Studie von Johannes Hillje lieferte kürzlich hierzu auch Zahlen: Auf TikTok erhält die AfD pro Post im Schnitt mehr als drei Mal so viele Reaktionen als alle anderen Parteien zusammengerechnet (Quelle siehe beispielsweise: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-tiktok-erfolg-strategie-jugendliche-100.html). Diese (und man muss es leider so deutlich ausdrücken) pure Dominanz einer Plattform sollte uns alarmieren.

Über TikTok und seine Folgen auf Mental Health der Nutzenden und Datenschutzprobleme muss kritisch diskutiert werden! Solange diese Diskussion noch nicht entschieden ist, dürfen wir die Plattform trotzdem nicht den Rechtspopulist*innen und Rechtsextremen überlassen. Aus diesem Gedanken heraus entstand das Hashtag #ReclaimTikTok. Und wenn man so will, ist der erstmalige Auftritt des Kanzlers vor wenigen Wochen ein Teil dieser neuen Denkweise. Auch wir Jusos SBK haben TikTok und generell Kurzvideos lange gemieden. Überproportional viel Arbeit, eine Person muss sich vor die Kamera trauen und keine Zeit für noch mehr Communitymanagement. Nach einem Social Media Workshop haben wir diese Strategie Ende vergangenen Jahres geändert – und es hat sich gelohnt! In diesem Artikel wollen wir deshalb andere Kreisverbände motivieren und direkt ein paar Tipps und Learnings auf den Weg geben. Und keine Sorge: Ihr müsst auch nicht tanzen.

Lektion 1: Ihr braucht TikTok nicht sofort, aber es ergibt irgendwie Sinn

TikTok ist eine neue Plattform, auf der einige KVs vermutlich noch keinen Account haben. Auch bei uns war die Hürde, einen Account zu eröffnen erstmal da. „Noch eine Plattform, das bringt ja noch mehr Arbeit“, war auch mein erster Gedanke. Und das ist auch okay. Mein Tipp deshalb: Startet doch erstmal auf Instagram. Einen Instagram-Account hat sicherlich so gut wie jeder KV. Es gibt zwar durchaus Unterschiede zwischen Instagram Reels und TikToks und streng genommen sollte man die Videos für die beiden Plattformen ein bisschen anders produzieren. Aber für den Anfang muss uns das nicht allzu sehr interessieren. Auf Instagram habt ihr schon eure Juso-Community, die euch zu Beginn vielleicht mit netten Kommentaren unter die Arme greift. Ist dieser erste Schritt gemacht, kann man dann auch damit beginnen, auf TikTok zu veröffentlichen. Der Vorteil: Mit (fast) gleich großer Arbeit bei der Erstellung von Content erreicht ihr wesentlich mehr Menschen. Die Aufrufzahlen auf TikTok für manche Videos im Verhältnis zu Instagram sind fast schon gruselig hoch. Wir hatten teilweise Videos, die auf TikTok die 4 bis sogar 10 fache Watchtime im Vergleich zu Instagram hatten. Und wenn wir 1-2 Stunden in die Erstellung eines Videos stecken, dann freuen wir uns ja auch, wenn es nicht nur von ein paar hundert, sondern sogar von tausenden oder gar zehntausenden Profilen gesehen wird.

Lektion 2: Es ist mehr Arbeit, aber damit kommen wir klar

10-mal so viele Aufrufe ohne Mehrarbeit – das klingt zu schön um wahr zu sein und das ist es leider auch. Auch wenn die Erstellung des Contents durch die zweite Plattform nicht aufwändiger wird, wird leider das Community Management ungleich viel aufwändiger. Wenn ihr auf TikTok pro-SPD oder Anti-AfD Content macht, könnt ihr garantiert damit rechnen, von AfD Kommentaren überflutet zu werden. Auf Instagram passiert das zwar auch, aber nicht in diesem Ausmaß. Auf Instagram habe ich in den Kommentaren noch mit den Leuten diskutiert, auf TikTok ist das meiner Meinung nach völlig unmöglich. Deshalb wird das eigene Community-Building immer wichtiger. Die oder der Social-Media-Beauftragte im KV kann das keinesfalls alleine leisten (und lasst sie oder ihn damit auch bitte nicht alleine!). Viel wichtiger ist, dass jedes Video in der Juso internen WhatsApp Gruppe geteilt wird und sich alle Mitglieder konsequent die 15 Sekunden Zeit nehmen und kurz einen (positiven) Kommentar schreiben.

Lektion 3: Juhu, schon wieder ein Hate-Kommentar mit blauem Herzchen

Ganz ehrlich: Wenn ich abends vor dem ins Bett gehe noch kurz Kommentare auf dem Juso Account beantworten will und dann von achtunddreißigtausend blauen Herzen und Beleidigungen gegen meine Mutter begrüßt werde, steigert das nicht gerade meine Laune. Für die Performance des Videos ist es aber tatsächlich gar nicht schlecht. Die Algorithmen nehmen wahr, dass viel kommentiert wird und schlagen das Video dann noch mehr Leuten vor. Dann werden zwar noch mehr AfDler erreicht, mit etwas Glück aber einfach auch generell mehr Menschen, die dann offen für unsere politischen Botschaften sind. Kurz gesagt: Es nervt und macht schlechte Laune, aber indirekt helfen uns AfDler mit Hate-Kommentaren (und merken es nicht einmal).

Lektion 4: Tipps und Tricks

Zum Abschluss noch ein paar Ideen und Praxistipps aus unserer bisherigen Erfahrung. Collabs bzw. Crossposts auf Instagram mit MdBs, MdLs und MdEPs sind ein echter Booster für euren Account. Fragt Abgeordnete, die ihr auf Veranstaltungen trefft, einfach nach gemeinsamen Videos und entwickelt dafür Formate (z.B. Interviews, Hot oder Schrott, Quiz…). Die Videos werden dann dank der Instagram Crosspost Funktion auf beiden Accounts gepostet und die meist größere Anzahl der Follower*innen der Abgeordneten wird auch für eure Aufrufzahlen zum Vorteil. Unserer Erfahrung nach sind die Abgeordneten dafür meist recht offen, weil ja auch sie mit wenig Arbeit (guten) zusätzlichen Content und durch euren Account eventuell auch eine kleine neue Followerschaft bekommen. Außerdem: CapCut ist kostenlos und eignet sich unserer Erfahrung nach auch ganz gut zum Videos schneiden. Und dank KI könnt ihr hier direkt ohne großen Aufwand Untertitel generieren lassen.

Fazit: Es lohnt sich! Mit einer konsequenten Kurzvideo-Strategie und Instagram + TikTok konnten wir zum Beispiel in weniger als einem halben Jahr die Anzahl der von uns erreichten Konten um über 500% steigern. Du willst das auch? Dann komm in unsere WhatsApp-Gruppe und tritt unserem Pyramidensystem bei!!! Porsche Cayman S!!! Naja, das nun auch wieder nicht. Aber wenn ihr dazu noch Input sucht, meldet euch gerne bei uns!

#ReclaimTiktok

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