Wehrhafte Demokratie – Mein Alltag in der Pflege

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Ich spüre es jeden Tag: Unsere Demokratie steht unter Druck. Ich sehe die Schlagzeilen, höre die hitzigen Debatten und lese die Kommentare in sozialen Netzwerken. Hass, Lügen und Polarisierung scheinen lauter zu sein als die Stimmen des Respekts und der Vernunft. Doch besonders in meinem Alltag als Azubi in der Pflege, merke ich, wie ich Teil dieser Demokratie bin und zwar wie ich mit dem Menschen in diesem tief sozialen Sektor umgehe. Ein Artikel von Lara Feißt (KV Ortenau).

In der Pflege begegne ich Menschen aus allen Lebensbereichen: Junge und Alte, Kranke und Genesende, Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen. Ich erlebe, wie unterschiedlich die Geschichten dieser Menschen sind, und doch haben sie eines gemeinsam: Sie vertrauen darauf, dass sie in schwierigen Momenten nicht allein gelassen werden.

Dieses Vertrauen ist für mich zutiefst demokratisch. Es zeigt, dass wir in einer Gesellschaft leben, die für jeden da sein will, unabhängig von Herkunft, Religion oder Status. Und ich spüre die Verantwortung, die damit einhergeht. Denn wenn ich einem Patienten helfe oder einfach nur ein aufmunterndes Wort finde, zeige ich, dass Solidarität keine Floskel ist. Es ist gelebte Demokratie – Tag für Tag.

Doch die Realität in der Pflege ist hart. Wir sind oft unterbesetzt, der Druck ist hoch, und manchmal fehlen die Mittel, um jedem so zu helfen, wie wir es gerne möchten. Ich frage mich dann: Ist das fair? Und wie passt das zu dem Versprechen der Gleichheit und Würde, das unsere Demokratie gibt. Es erinnert mich daran, dass auch unsere Demokratie nicht perfekt ist. Sie ist anfällig für Fehler, für Ungerechtigkeiten, für Kräfte, die sie ausnutzen wollen. Doch genau wie in der Pflege kommt es darauf an, nicht aufzugeben. Probleme anzusprechen, Missstände zu melden und nach Lösungen zu suchen – das ist, was eine wehrhafte Demokratie ausmacht. Und es ist auch das, was uns in der Pflege antreibt.

Manchmal frage ich mich, wie ich als Azubi überhaupt einen Unterschied machen kann. Aber dann merke ich, dass es die kleinen Dinge sind, die zählen. Wenn ich einem älteren Patienten geduldig zuhöre, lerne ich, was Respekt wirklich bedeutet. Wenn ich einem Kollegen helfe, spüre ich, wie wichtig Zusammenhalt ist. Gerade in der Pflege erlebe ich, wie schnell Menschen vergessen werden können – Alte, Kranke, Schwache. Es ist unsere Aufgabe, ihre Würde zu bewahren. Und das ist für mich ein zutiefst demokratischer Akt: Niemand wird zurückgelassen.

Ich habe gelernt, dass Demokratie nicht nur in großen politischen Entscheidungen existiert. Sie zeigt sich in meinem Alltag, in meinem Handeln. Wenn ich mich gegen Ungerechtigkeit ausspreche oder mich für bessere Arbeitsbedingungen einsetze, leiste ich meinen Beitrag.

Aber ich weiß auch, dass ich nicht allein bin. Meine Kolleginnen und Kollegen in der Pflege zeigen jeden Tag, was es heißt, füreinander da zu sein. Sie setzen sich ein, auch wenn die Arbeit schwer ist, und beweisen, dass Mitgefühl und Solidarität stärker sind als Hass und Egoismus.

Als Azubi in der Pflege verstehe ich, wie wichtig es ist, für andere einzustehen. Es sind die kleinen Gesten, die unsere Gesellschaft zusammenhalten: eine helfende Hand, ein offenes Ohr, ein Zeichen von Mitmenschlichkeit.

Unsere Demokratie ist wie die Pflege: Sie funktioniert nur, wenn wir uns gegenseitig unterstützen und füreinander Verantwortung übernehmen. Ich möchte in einer Gesellschaft leben, in der Respekt und Würde nicht verhandelbar sind. Und ich weiß, dass ich dazu beitragen kann – durch meine Arbeit, durch mein Handeln und durch meinen Glauben an das Gute. Denn Demokratie lebt von Taten. Und oft sind es die leisen, alltäglichen Taten der Fürsorge, die ihre Stärke am sichtbarsten machen.

Das Beitragsbild wurde mithilfe von KI erstellt.

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