Steinmeier und das soziale Pflichtjahr, lieben wir!

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Ein Kommentar von unserem Chefredakteur Marius Kipfmüller (KV Lörrach).

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wirbt für ein altersunabhängiges soziales Engagement mit flexibler Dauer. Mit einer solchen sozialen Pflichtzeit könnten seiner Meinung nach der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Demokratie gestärkt werden. Mit diesem Thema sorgte Steinmeier bereits im Sommer 2022 für eine große Debatte. Nun positioniert er sich erneut für ein soziales Pflichtjahr. Dieses Mal aber „nur“ über die Sozialen Medien.

„Ich bin überzeugt, dass eine soziale Pflichtzeit eine verbindliche Erfahrung in einer Gesellschaft der verschiedenen Lebenswege ermöglicht.“, so der Bundespräsident auf Instagram.

Bisher haben Steinmeiers Bemühungen für die soziale Pflichtzeit, sowie das sogenannte „Deutschland-Jahr“ der CDU, den gleichen Erfolg: keinen. Aber warum macht Steinmeier immer weiter mit dieser konservativen Politik? Er und die CDU erhoffen sich dadurch den Fachkräftemangel in den sozialen Berufen zu bekämpfen.

Es gibt bereits das Freiwillige Soziale Jahr (kurz FSJ). Dieses nutzen viele junge Menschen nach ihrer Schullaufbahn. Allerdings ist dieses FSJ eher eine Schande und keine wirkliche Möglichkeit, um die sozialen Berufe attraktiv zu machen. Denn meist erleben die jungen Menschen einen sehr stressigen Alltag, Aufgaben, auf diese sie nicht vorbereitet sind und aufgrund des Fachkräftemangels kann es passieren, dass sie Tätigkeiten übernehmen, für diese sie nicht qualifiziert sind. Solche Erfahrungen, zudem noch die Bezahlung von 350 Euro monatlich für eine 39-Stunden-Woche hinzukommt, sind nicht fördernd für die sozialen Berufe sondern abschreckend. Konstruktive Politik mit Lösungsansätzen sehen anders aus.

Erzieher*innen verdienen zwar immer noch zu wenig, allerdings sagen die Erzieher*innen selbst, dass sie mit dem aktuellen Gehalt zufrieden sind, so auch die Pflegekräfte, etc. Der Wunsch dieser Berufsgruppen ist folgendes: 1. Bessere Arbeitsbedingungen und 2. Mehr Personal. Ebenso ist die Wertschätzung dieser Berufe ausbaufähig.

Der Fachkräftemangel ist ein sehr bedrohliches Problem, vor allem da diese Situation in der Zukunft nicht besser wird und sich in den nächsten Jahren noch weiterhin verschlimmern wird, da viele Menschen in Rente gehen werden. Lösungen von der CDU waren bisher: Wir holen Fachkräfte aus dem Ausland. Dies ist eher ein Tropfen auf den heißen Stein, denn bis diese Personen in Deutschland sind, die deutsche Sprache kennen und der Arbeitsweise sich bewusst sind, vergeht viel Zeit.

Wir brauchen also andere Lösungen.

Aktuell begründet Steinmeier die Pflichtzeit, damit eine „Begegnung mit Leuten, denen wir sonst wenig oder nie begegnen oder die wir nur im Vorbeigehen in ihrer beruflichen Funktion erleben, aber nicht in ihrer Menschlichkeit“.  Mit dieser Aussage widerspricht sich Steinmeier massiv. Denn er sagt, dass er mit dieser Pflichtzeit eine Begegnung von Menschen schaffen möchte, allerdings ohne eine berufliche Funktion als Auslöser dafür sorge leisten würde. Wie soll denn dies geschehen? Denn die berufliche Funktion wird der Grund sein, dass sich die Menschen begegnen.

Vor allem ist es in den sozialen Berufen ganz wichtig, dass sich die Tätigen abgrenzen können von der alltäglichen Arbeit, also dem Kontakt mit den Menschen, die sie begegnen. Die Fachkräfte sollen auch nichts privates in den Beruf mitnehmen, sondern klar privates und professionelles trennen.

Es zeigt sich erneut, dass die Forderung von Steinmeier nicht zeitgemäß ist und nicht durchdacht ist. Es ist wichtig, dass sich Gedanken gemacht werden für Lösungsvorschläge aus der Praxis der sozialen Berufen und nicht aus dem Büro der CDU oder des Bundespräsidenten.

Quelle:

https://www.spiegel.de/karriere/ueberlastung-bei-erziehern-vier-erzieher-berichten-a-0eca1301-fcc9-4687-b7ae-f76a4d57015c

https://www.deutschlandfunk.de/steinmeier-bundespraesident-soziales-pflichtjahr-debatte-100.html

https://www.instagram.com/p/CsvFqDwMHs7/?igshid=MzRlODBiNWFlZA==

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