Juso-Kommunalo: Florian Wanitschek

Veröffentlicht von KONTRA Redaktion am

Florian Wanitschek (25) ist Gemeinderat in der grßen Kreisstadt Kornwestheim im Landkreis Ludwigsburg. Die Stadt hat über 30.000 Einwohner*innen. Das Interview hat unsere Redakteurin Anna-Lena Pfeffer (KV Ludwigsburg) durchgeführt.

KONTRA: Wie bist du in die Politik gekommen?
Florian Wanitschek: Bei uns daheim hatten wir immer eine Tageszeitung und es war normal, dass mein Vater abends Nachrichten geschaut hat. Da habe ich mich dazu gesetzt, irgendwann angefangen, Zeitung zu lesen und so ist über die Zeit ein Interesse an Politik gewachsen. Nachdem ich mich intensiv mit allen Parteien auseinandergesetzt hatte, habe ich mit 16 gemeinsam mit einem Freund entschieden, in die SPD einzutreten.


KONTRA: Wie bist du in den Gemeinderat gekommen?
Florian Wanitschek: Nach meinem Eintritt habe ich angefangen, mich im Ortsverein zu engagieren und bin nach einiger Zeit auch – soweit möglich – zu Fraktionssitzungen und Gemeinderatssitzungen gegangen. Dadurch wurden mein Interesse und meine Begeisterung für Kommunalpolitik geweckt. Nachdem ich klar gemacht hatte, dass ich in den Gemeinderat will, wurde ich von meinem Ortsverein auf Listenplatz eins gesetzt. Und dann hat es mit der Wahl ganz knapp geklappt.

Florian Wanitschek – Bild: Stadt Kornwestheim


KONTRA: Was sind deine Lieblingsthemen in der Kommunalpolitik?
Florian Wanitschek: Ich mag ganz grundsätzlich an Kommunalpolitik, dass sie so „handfest“ und konkret ist. Es gefällt mir, dass ich mit meinem Engagement meine Heimatstadt mitgestalten kann. Insofern ist jedes Thema auf seine Art spannend und macht Spaß, sich damit zu beschäftigen – selbst so Themen wie §2b UStG.


KONTRA: Wie war dein Wahlkampf? – Was war gut, was war schlecht?
Florian Wanitschek: Der Wahlkampf war ziemlich spannend für mich, weil ich erst kurz zuvor Ortsvereinsvorsitzender geworden war und noch keine Erfahrungen mit Kommunalwahlkämpfen hatte. Es war auf jeden Fall eine enorme Erfahrung, von Leuten mit konkreten Fragen zur Stadt und städtischen Themen angesprochen zu werden und darauf fachkundig und verbindlich zu antworten – zumal aufgrund meines Listenplatzes natürlich auch von mir was erwartet wurde.
Negativ war an diesem Wahlkampf, dass es erst kurz vor Beginn des Wahlkampfs den Wechsel beim OV-Vorsitz gab und man dann in sehr kurzer Zeit von (fast) null auf hundert durchstarten musste. Dabei sind unnötige Fehler passiert und wir waren nicht so gut aufgestellt, wie es nötig gewesen wäre. Auch das Wahlergebnis mit zwei Plätzen weniger war sehr unschön.


KONTRA: Was konntest du im Gemeinderat bewirken?
Florian Wanitschek: Als einzelner Stadtrat ist es selten, dass man DIE Person ist, die im Gremium was verändert. Da war das Highlight vermutlich, dass ich mich erfolgreich für das Aufstellen eines Mülleimers an einer Stelle eingesetzt habe, den die Verwaltung zuerst nicht wollte.
Ansonsten ist es gut, dass man Leuten aus der Stadt bei Problemen besser die richtigen Ansprechpersonen nennen kann oder das Thema selbst in einer Sitzung anspricht und es dann gelöst wird.


KONTRA: Warum ist es wichtig, sich im kommunalen Parlament zu engagieren?
Florian Wanitschek: Erstens: Weil es immer besser ist, sich aktiv einzubringen als nur zuzuschauen und zu erzählen, warum keiner es draufhat. Und wo sollte das besser gehen, also dort, wo man lebt?
Zweitens: Ich finde, gerade als junger Mensch ist es eine enorme Charakterschule. In unserer Gesellschaft sind viele immer mehr der Meinung, dass nur die eigene Meinung richtig sein kann. Und unsere Diskussionskultur ist zunehmend von Erregungshysterie geprägt – so zumindest meine Wahrnehmung. Im Gemeinderat lernt man, dass Kompromisse was Gutes sind. Man lernt, dass andere Menschen mit dem gleichen Wissenshorizont trotzdem zu anderen Meinungen kommen kann – und diese Meinungen auch völlig legitim sind. Und man lernt, dass man in der Sitzung völlig unterschiedlicher Meinung sein kann und hart in der Sache miteinander streiten kann – die andere Person aber trotzdem so cool ist, dass man gerne hinterher noch zusammensitzt und was miteinander trinkt.


KONTRA: Was für Tipps kannst du anderen Juso-Kandidierenden mitgeben?
Florian Wanitschek: In einem Satz: versteckt euch nicht! Wenn ihr euch einbringen wollt, wenn euch ein Thema wichtig ist: kommuniziert das, bringt euch ein, seid konstruktiv. Meiner Erfahrung nach freuen sich
Ortsvereine sehr über junge Menschen, die kommunalpolitisch interessiert sind und in den Gemeinderat wollen.


KONTRA: Welche Highlights konntest du im Gemeinderat bisher erleben?
Florian Wanitschek: Als Fraktion ist es uns gelungen, einen Bürgerbeteiligungsprozess zur Innenstadtentwicklung durchzusetzen. Somit konnte das Thema endlich aus der Dauerschleifen-Diskussion im Gemeinderat auf eine breitere Basis gesetzt werden.
Ein weiteres Highlight war die Entscheidung zum neuen Schulcampus Ost. Auch wenn die Abstimmung im Gemeinderat nicht zu unseren Gunsten ausging – über ein Bauvorhaben mit einem geschätzten Investitionsvolumen von ca 100 Millionen Euro abzustimmen ist schon eine spannende Sache
Ebenfalls spannend war der Prozess und die Wahl zur Findung unserer neuen Finanzbürgermeisterin.


KONTRA: Was für Tipps kannst du anderen Juso-Gemeinderäten mitgeben?
Florian Wanitschek: Seid neugierig. Fragt nach, wenn ihr was wissen wollt. Hört bei Themen auf die Personen, die einen entsprechenden beruflichen Hintergrund mitbringen; auch wenn sie aus anderen Fraktionen kommen. Und äußert euch, wenn ihr eine Meinung habt – immerhin geht es um die Stadt, in der ihr lebt.