Wissenschaft ohne Kettenverträge: Jusos Baden-Württemberg kritisieren Halbherzigkeit der Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes

Veröffentlicht von Jusos Baden-Württemberg am

Die Jusos Baden-Württemberg kritisieren die kürzlich von der Bundesregierung beschlossenen Änderungen zu den Bedingungen für Zeitverträge an Hochschulen stark. Bildungsministerin Stark-Watzinger (FDP) teilte mit, dass nach einer Promotion die Höchstbefristungsdauer für Wissenschaftler*innen an Hochschulen und Universitäten von bisher sechs auf nun vier Jahre verkürzt werde. Zwar solle es die Möglichkeit geben, in Sonderfällen zwei weitere Jahre hinzuzufügen, trotzdem sieht die SPD-Jugend in dieser Neuregelung keine Verbesserung der prekären Arbeitsbedingungen für junge Wissenschaftler*innen.

Die Jusos Baden-Württemberg sehen hierbei die Gefahr, dass Forschungseinrichtungen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) nutzen könnten, um dauerhaft befristete Arbeitsverhältnisse zu schaffen, statt in die langfristige Entwicklung des wissenschaftlichen Personals zu investieren. Dies stehe im Widerspruch zu dem eigentlichen Ziel des Gesetzes, nämlich der Förderung der wissenschaftlichen Qualifizierung und Karriereentwicklung.

Annika Held, stellvertretende Landesvorsitzende, zuständig für den Bereich Wissenschaft, stellt klar: “Prekäre Arbeitsbedingungen für junge Wissenschaftler*innen bleiben, egal ob sie sich vier oder sechs Jahre auf befristete Kettenverträge einlassen müssen.” Held hebt dabei die Lage von Frauen heraus, die in der Wissenschaft besonders von den negativen Auswirkungen betroffen seien, was bestehende Berufsbarrieren für sie verstärke.

Seit zwei Jahren macht der Hashtag #ichbinHanna auf die misslichen Arbeitsbedingungen im Wissenschaftsbereich aufmerksam. Er beleuchtet die fehlenden Perspektiven, die unzureichende Bezahlung und die Ausnutzung des Gesetzes durch Arbeitgeber*innen, um dauerhaft befristete Arbeitsverhältnisse zu schaffen. „Als Doktorandin erlebe ich jeden Tag hautnah wie viele junge Wissenschaftler*innen ihren Alltag voller Ungewissheit und Zukunftsängste bestreiten. Das hat nichts mehr mit Wertschätzung oder Respekt für ihre Leistung zu tun, sondern sorgt letztlich nur dafür, dass wir als Bildungs- und Forschungsstandort weiterhin unattraktiv bleiben“, merkt die Landesvorsitzende der Jusos Baden-Württemberg, Giuliana Ioannidis an.

Assad Hussain, stellvertretender Landesvorsitzender, zuständig für den Bereich Arbeitsmarktpolitik, ergänzt: “Die Verkürzung der Befristungsdauer löst das grundlegende Problem nicht. Es zeigt sich, dass die Universitäten und Forschungseinrichtungen das Wissenschaftszeitvertragsgesetz weiterhin nutzen, um prekäre Beschäftigungsverhältnisse aufrechtzuerhalten, anstatt in stabile Karrierewege zu investieren. Diese Praxis fördert nicht nur die finanzielle Unsicherheit junger Akademiker*innen, sondern gefährdet auch die Qualität unserer Forschung und die Attraktivität unserer Forschungseinrichtungen.”